Kants Ringen um „einige objective Gültigkeit“ der Prinzipien der reinen Vernunft
Abstract
Ausgehend vom Anhang zur Transzendentalen Dialektik der Kritik der reinen Vernunft wird die Frage nach den methodischen Bedingungen einer transzendentalen Rechtfertigung der Vernunftprinzipien problematisiert. Der scheinbare Widerspruch zwischen dem ersten Teil des Anhangs zur Transzendentalen Dialektik, in dem Kant eine Deduktion der Vernunftprinzipien ausschließt, und dem zweiten Teil, in dem er eine solche als Vollendung des kritischen Geschäfts bezeichnet, kann über eine textimmanente Kontextualisierung mit dem Ersten Buch der Transzendentalen Analytik und insbesondere dem Ersten Buch der Transzendentalen Dialektik aufgelöst werden. Gleichzeitig zeigen sich dabei erhebliche Probleme für den Aufbau und die Struktur der Transzendentalen Dialektik sowie für das systematische Verständnis einer transzendentalen Deduktion im Rahmen der Kritik der reinen Vernunft, die eingehend diskutiert werden.
Based on Kant’s Appendix of the Transcendental Dialectic of the Critique of Pure Reason the paper problematises the methodological conditions of a transcendental justification of principles of reason. The contradiction between the first part of the Appendix, in which Kant writes that a deduction of principles of reason is not possible, and the second part, in which a deduction is called the completion of the critical task, can be resolved by a contextualisation with the first book of the Transcendental Analytic and the first book of the Transcendental Dialectic. However, the contextualisation indicates problems in the structure of the Transcendental Dialectic and the systematic understanding of a transcendental deduction in the Critique of Pure Reason, which will be discussed in detail.